Carrara Marmor: ein weißer Marmor mit Geschichte.

Bianco Carrara C

Man kann sagen, dass der Carrara Marmor nicht irgendein Marmor ist, sondern schlechthin “DER” Marmor. Die berühmtesten Bildhauer haben mit diesem Material gearbeitet, schließlich wird der hellere Typ nicht umsonst Statuario genannt.  Wie in vielen Hochhäusern in Amerika und auf der ganzen Welt war die Eingangshalle des World Trade Centers mit weißem Carrara Marmor verkleidet. Auch das Atrium des neuen World Trade Centers in der 432 Park Avenue, das übrigens das höchsten Wohnhochhaus der Welt ist, wurde mit Marmor gefliest. 

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  • Carrara MarmorCarrara Marmor

Der Carrara Marmor, wie alle anderen Marmorarten, ist ein metamorphes Gestein, das sich aus mikroskopisch kleinen Kalziumkarbonatkristallen gebildet hat. Dieses Gestein entstand mittels Metarmophose, d.h. das bereits vorhandene Gestein hat durch hohen Druck und/oder Temperaturschwankungen eine völlig neue, kristalline Struktur erhalten, das Gestein wurde dadurch grundlegend verändert. Im Fall des Marmors aus Carrara ähnelte das Originalgestein dem jetzigen Kalkboden der großen Korallenriffe in den tropischen Meeren. Die Umwandlung fand im Unterjura statt (vor 190 Millionen Jahren), als große Teile der heutigen Nordtoskana vom Meer überflutet waren;  auf dem Meeresgrund lagerten sich Kalksedimente ab, die anschließend zur Bildung einer Karbonplattform führten. 

Nach der Verschiebung der Erdkruste, als die Apenninen geformt wurden, tauchte die Karbonplattform aus dem Meer auf und formte ein Gebirge, das jedoch fast alle ursprünglichen Eigenschaften beibehielt; das gilt nicht für das Gestein in der Gegend der Apuanischen Alpen, wo hoher Druck die kristalline Struktur des Gesteins grundlegend veränderte. Der Kalk verwandelte sich demnach in Marmor.  Aus der Karbonplattform, die durch den hohen Druck wie ‘Plastik’ mehrmals ineinander gefaltet wurde, entstand die komplexe geologische Struktur der heutigen Apuanischen Alpen.

  • David Michelangelo David - Michelangelo
  • Tre Grazie Marmo Carrara Tre Grazie
  • min Laocoon Pio-Clementino Lacoon Pio Clementino

Kennzeichen des weißen Marmors aus Carrara ist sein homogene, weiß bis graue Grundfarbe mit glänzenden Körnern und rauchgrauen Adern, die im Stein unregelmäßig verlaufen. Die unterschiedliche Qualität des Steines hängt von seinen Grundtönen ab: im Wesentlichen unterscheidet man zwischen Marmor Bianco di Carrara C (hellerer Grundton) und Marmor Bianco di Carrara CD (dunklerer Grundton). Dieses Material hellt im Laufe der Zeit auf,  weil der Stein nach und nach das Wasser verliert, das in seinen Poren eingelagert ist.

Die unterschiedlichen Grundtöne  und Äderungen im Marmor aus der Gegend von Carrara machen dieses spektakuläre Material aus.  Wenn der Grundton hell ist, schimmert der Carrara Marmor weiß, bei grauen bzw. bei wenigen Äderungen spricht man vom Statuario, dem Marmor von Michelangelo oder Canova, der nur 5% des Steinabbaus ausmacht. Wenn der Grundton elfenbeinfarbig ist und seine Äderungen grau bis gelb bzw. fast grün sind und diese den Stein in gut sichtbaren Streifen  durchlaufen, dann bezeichnet man das Material als Calacatta.

Haben die Äderungen eine netzartige Form und Struktur, dann spricht man von Arabeske - Marmor, auf Italienisch: ‘Marmi Arabescati’, weil seine Oberflächendekoration an die arabische Kunst erinnert. Ist der Grundton dunkelgrau oder an einigen Stellen fast blau, handelt es sich um Marmor Bardiglio.

Der Carrara Marmor wird vor allem auf Treppen verlegt, er eignet sich aber auch als Küchen- und Arbeitsplatte oder Verkleidung bzw. wird er in der Grabmalkunst verwendet.  

Der weiße Carrara Marmor dient auch der Lebensmittelaufbewahrung. Aus dem Marmor fertigt man Schüsseln, die mit Knoblauch eingerieben werden. Dann legt man Schweinespeckscheiben hinein und würzt diese mit verschiedenen Gewürzen (Pfeffer, Zimt, Nelke, Koriander, Salbei und Rosmarin), auf diese Weise erhält man den Speck lardo di Colonnata. In Mörsern aus Carrara Marmor werden Basilikum, Knoblauch und Pinienkerne zerstoßen, um die berühmte genuesische Pesto Sauce zuzubereiten.

marmo bianco carrara Steinbruch

Schon die Römer, deren Steinbrüche heute noch zu besichtigen sind, verwendeten oft Marmor. Sie transportierten ihn vom Hafen von Luni aus übers Meer, deshalb wird dieser Marmor Pietra di Luni genannt.

Im Mittelalter haben vor allem die Baumeister aus der Umgebung von Como dafür gesorgt, dass der Marmor in Nord- und Mittelitalien für Bauten verwendet wurde, meistens für den Bau von Kathedralen.  In der Renaissance hat Michelangelo die Blöcke für seine Skulpturen persönlich in den Steinbrüchen ausgewählt.  

Der weiße Carrara Marmor hat nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf. Seine Qualität zeigt sich in der unvergänglichen Schönheit und zeitlosen Eleganz der Architektur und Skulpturen der letzten zweitausend Jahre.

 

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