Die Mondrian Wand von Marmi Rossi

Eine Hommage an den großen Künstler, der die konkrete Abstraktion von Marmor und Granit darstellt  

"Vertikale und Horizontale sind der Ausdruck zweier entgegengesetzter Kräfte; dieses Gleichgewicht von Gegensätzen existiert überall und beherrscht alles. […]

Die Erscheinung der natürlichen Formen ändert sich, aber die Realität bleibt. Um reine plastische Wirklichkeit zu schaffen, muß man die natürlichen Formen auf ihre konstanten Formelemente zurückführen, die natürlichen Farben auf ihre Grundfarben.

P. Mondrian

Die Verwirklichung der Eingangswand in unserem neuen Büro verdanken wir der Vision und der Werke Mondrians. Da wir unsere Besucher auf ungewöhnliche Weise empfangen möchten, haben wir uns von einem der wichtigsten Vertreter der Abstrakten Kunst inspirieren lassen. In Anlehnung an den niederländischen Maler wurde in unserer Eingangshalle eine Wand installiert, die aus einfachen Linien und Marmor- bzw. Granitplatten besteht. So entstand unsere „Mondrian Wand”. 

Viele berühmte Werke von Mondrian bestehen aus unterschiedlich großen Rechtecken, die der Künstler hauptsächlich in den drei Primärfarben (Gelb, Rot und Blau) bzw. in Weiß und Schwarz verwirklichte.  Man könnte diese Bilder als banal abstempeln, tatsächlich sind sie jedoch das Ergebnis seiner künstlerischen Endphase, zu der er nach drei Jahrzehnten innerer Entwicklung und technischem Experimentieren gelangte. Mondrians Ziel war es,  jeden Bezug zur Gegenständlichkeit zu vermeiden und sich auf die elementarsten Gestaltungsmittel zu beschränken, um die reine Realität und das Universelle darzustellen. Dieses Ziel konnte er nur durch Abstraktion erreichen.

Piet Mondrian wird 1872 in den  Niederlanden geboren.  Seine frühen Werke sind von seinen spirituellen und religiösen Ängsten geprägt und u.a. von Van Gogh beeinflusst, der seine seelischen Schmerzen in seinem  Malstil widerspiegelt.  Seine Baum-Bilder zeigen den schrittweisen Verzicht auf natürliche Formen und den Übergang zu einer immer abstrakteren Sichtweise. In seinen ersten Bildern sieht man noch Zweige und Blätter, später wird die Darstellung auf das Wesentliche beschränkt und man kann nur noch den kahlen Baumstamm erkennen. In seinen letzten Baum-Bildern gibt nur noch der Bildtitel Aufschluss über den Gegenstand, der abstrakt  mit unterschiedlich angeordneten Linien und Zeichen dargestellt ist.    

1917 gründet Mondrian mit seinem Freund Theo van Doesburg die Zeitschrift De Stijl, bei der viele abstrakte Künstler der damaligen Zeit mitarbeiten. Die Künstler suchen nach einer neuen und absoluten Form, die sich im Lauf der Zeit nicht verändert und Gültigkeit für alle hat, nach einem Art “Zentrum der permanenten Schwerkraft”, wie es der italienische Liedermacher Battiato in einem seiner Lieder ausdrückt.

Form wird Substanz, d.h. der Gegenstand wird nicht realistisch dargestellt sondern abstrakt. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Vorder- und Hintergrund, schwarze Linien sind im rechten Winkel angeordnet.  Somit entstehen Rechtecke, meist in roter, blauer und gelber Farbe, die Gleichgewicht und Harmonie ausstrahlen. Der Künstler findet hier nach den unruhigen Anfangsjahren endlich Frieden. 

Seine Kunstform ist ihm so wichtig, dass er die Künstlergruppe nach einem Streit mit seinem Freund verlässt, als dieser in seinen Werken die Diagonale einführen will: einfach inakzeptabel!

Mondrians Malerei versucht in der Verbindung von Vertikalen und Horizontalen die gegensätzlichen Kräfte des Daseins zu vereinen,  ein Gleichgewicht zu finden und eine absolute Ordnung herzustellen. 

Wenn uns der Vergleich gestattet ist: auch wir waren bei der Planung des neuen Bürogebäudes auf der Suche nach Gleichgewicht. Ordnung und Harmonie entstehen dort, wo horizontale und vertikale Linien aufeinander treffen. Ehrlich gesagt, haben wir uns nicht mit Absicht auf den großen Künstler bezogen, sicher ist jedoch, dass er uns ‚inspiriert‘ hat und deshalb haben wir ihm die „Mondrian Wand” gewidmet.

Wie die Werke Mondrians ist auch unsere Wand nach langer Planung und mit Hilfe der Technik  entstanden: die sorgfältige Planung sorgte für eine harmonische Anordnung des Materials auf unserer „Leinwand”, um die uns der niederländische Künstler sicher beneidet hätte. Mit den technischen Mittel konnten wir einen leichten Stahlrahmen an der Wand installieren, auf dem die schweren Natursteinplatten sicher befestigt worden sind. 

Damals war die Wahl der Formen für den Maler gleichbedeutend mit der Suche nach dem Wesentlichen, wir mussten auch noch entscheiden, in welcher Höhe und in welcher Abfolge die großen und schweren  Granitplatten an der Wand platziert werden sollten. Die horizontalen und vertikalen Linien, die den niederländischen Maler so sehr beschäftigten, haben uns dazu angeregt, Stahlleisten an der Wand zu installieren, die das Gewicht der Platten tragen und gleichzeitig die großflächige Westwand der Eingangshalle in unserem Bürogebäude abgrenzen würden.

Unsere Planerin, die Architektin Silvia Bettini,  war, genauso wie damals Mondrian, wie besessen von den horizontalen und vertikalen Linien des Projektes.  An der von ihr konzipierten Wand sind die Linien des Stahlrahmens eine Weiterführung der horizontalen Fugen der vorgehängten Fassaden des Bürogebäudes. Die vertikalen Linien dagegen werden von den Decken vorgegeben. Die besondere Liebe zum Detail sieht man  auch in den Fugen der Fußbodenplatten und der Sockelleisten in unserem Bürogebäude.

Ein weiteres Problem war die Auswahl der Materialtypen. Hier konnten wir es uns nicht erlauben, abstrakt zu denken, sondern mussten konkret sein. Da wir schon seit langem mit Marmor und Granit arbeiten, wissen wir, dass die Farbgebung nur in seltenen Fällen definiert oder festgelegt ist und nicht immer strahlend wirkt.  Die chaotische Kreativität der Natur fügt einfach Farbe zu Farbe, d.h. die Farbtöne sind nicht eindeutig und der Naturstein hat Linien, Formen und Farben, die sich überschneiden.

Obwohl wir etliche Typen von Marmor, Granit und Natursteinen auf Lager haben, beschränkte sich unsere Auswahl in erster Linie auf die Farbe und in zweiter Linie auf die Art der Körnung, die Aderung und  Maserung. Unser oberstes Ziel war ein harmonisches Endprodukt.

 

 

Im Mittelpunkt der Wand sticht fast keck die blaue Farbe der Azul Imperial Platte hervor,  ein großartiger Quarzit aus Brasilien. Oben links befindet sich etwas versteckt ein Rechteck aus Rain Forest Brown,  seine ziegelsteinfarbige Maserung zeichnet Pfade auf dem fleckigen graublauen und ockerfarbenen Hintergrund. 

Auf der anderen Seite, oben rechts, hängt die Verde Lapponia Platte, die mit ihren grünen Flecken an die Farben der Tundra erinnert, während die schneeweißen Farbtöne den Frühling bei Tauwetter  suggerieren. Unter dem blauen Rechteck befindet sich eine Fusion Black Platte, ein weiteres Material aus Brasilien, auf dessen schwarzen Hintergrund sich elfenbein- und rostfarbene Spritzer und Wellen in kreativer Weise vermischen.  Rechts daneben sehen wir die grüne und landkartenähnliche Rain Forest Green Platte, deren Oberfläche  von ockerfarbenen Maserungen unterbrochen ist.

Weiter rechts eine Kaskade von goldfarbenen Muscheln auf schwarzem Strand:  so empfindet man die dichte und kieselförmige Textur der indischen Granitplatte Pegasus.

Ein elegantes und anspruchsvolles Material für den Innenbereich ist der Marmor Montmartre. Sein dunkelschwarzer und durchscheinender Hintergrund weist dichte und tiefliegende goldene Adern auf, die sich überschneiden und wie von einem fähigen Grafiker gezeichnet scheinen. 

Wenn man die goldenen Farbtöne und die fast graublauen Adern der Prada Gold Platte betrachtet, stellt man sich einen wunderschönen Sonnenuntergang am Meer vor.   

Über der Prada Gold Platte hängt das Rechteck aus Pietra Grey, ein kompakter und feinkörniger Marmor mit gleichförmigen Hintergrund.  Die graufleckige Farbe reicht von Anthrazit bis zu taubengrau und die Oberfläche weist feine aber gut sichtbare weiße Adern auf.  Dank seiner mittelharten Oberfläche und seiner Wetterbeständigkeit kann man diesen Marmor sowohl im Innenbereich, als auch im Außenbereich verwenden.  

Eine weitere Granitplatte auf halber Höhe der Wand kommt ebenfalls aus Brasilien und heißt Titanium.  Von dem schwarzen Hintergrund scheinen großflächige und elegant geformte elfenbeinfarbene Rauchschwaden aufzusteigen. 

Der Blickfang der Wand ist jedoch die sehr große Silver Wave Platte, ein Marmor aus China. Auf dunklem Hintergrund winden sich graue und elfenbeinfarbene Wellen, die ein sehr raffiniertes Gesamtbild entstehen lassen.  

 

Unsere Mondrian Wand ist nicht nur sehr effektvoll, sondern auch eine geschmackvolle Art, einen kleinen Teil der Marmor- und Granitkollektion aus unserem Lager zu zeigen.